Die Neue Rechte entdeckt den Gebrauchswert des Marxismus
von Felix Schilk (Vollversion des Textes aus Jungle World 40/2018)
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Hetzjagden von Chemnitz nach dem gewaltvollen Tod eines 35-Jährigen ausgerechnet am Karl-Marx Monument ihren Ausgang genommen haben. Über mehrere Tage hinweg bildete der Kopf des Philosophen die Bühne für das Instrumentalisierungskalkül einer rechten Parallelgesellschaft, die immer enthemmter zur Praxis schreitet und sich darin mit Ernst Jünger einig weiß: „Wir fragen nicht, ob dieses an sich so ist oder jenes so, sondern wir fragen uns, wie wir uns in unserer gegebenen Welt durchsetzen wollen. Wir sind mit Karl Marx der Meinung, daß es in erster Linie nicht darauf ankommt, die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“ Der unweigerliche „Zerfall der Benimmregeln“ verschaffe der neurechten Sache dabei die dringend benötigte Robustheit und sei unvermeidlich, konstatierte eine Einschätzung auf dem Szeneblog Sezession.